LIEBE DEINEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST!
Weshalb die Aufforderung zur gleich verteilten Liebe?
Alle Kulturen fordern den wertvollen Umgang mit dem Leben, dafür benötigt es Achtsamkeit und Wertschätzung; nur das scheint nicht genug zu sein. Weshalb der Ruf nach Liebe?
Wagen wir den Vergleich: Bereits in einem winzigen Samenkorn einer Tomate ist die üppige Schönheit der großen Pflanze enthalten! Alles, was es braucht, sind ein guter Boden und eine förderliche Umgebung. Wow, wie simpel das klingt. Doch in diesen beiden Bedingungen liegt die Herausforderung. Denn im Samen selbst ist alles perfekt angelegt.
Was macht den guten Boden aus? Er sorgt für Entwicklung mit der nötigen Ruhe und Feuchtigkeit. Er soll so beschaffen sein, dass sich Wurzeln bilden können, um Halt zu geben und weiterhin Wasser mit Nährstoffen aufzunehmen. Das förderliche Umfeld sorgt für Entfaltung durch genügend Platz, ausreichend Luft und Sonne, damit Wachstum und Reife stattfinden können.
Ähnlich der Mensch: Er braucht für seine Entwicklung Ruhe, Nahrung und eine (spirituelle) Lebensquelle, die ihm Kraft und Raum gibt. In dieser von Geborgenheit und von Vertrauen getragenen Liebe kann er sich gut entfalten. Wenn er seine innere Größe durch Wertschätzung und Achtsamkeit entwickelt, steigt er in den natürlichen Kreislauf von Geben und Nehmen ein. Auch in dieser Phase braucht er das Wasser der Liebe aus seinen Wurzeln, um mit dem, was er erhält, sich selbst zu stärken und seine Fähigkeiten dem Umfeld zu schenken – also einen liebevollen Umgang mit sich selbst und den anderen.
Oder mit Sinnforscher Viktor Frankl gesprochen, der Mensch braucht die Hingabe an etwas oder jemanden, um ganz er selbst zu sein. Ist uns dieses gesunde Lebensprinzip verloren gegangen, dass wir es wieder neu entdecken müssen? Möglicherweise haben wir uns durch Konsumorientierung dazu verleiten lassen, nur schnelle Lustbefriedigung zu suchen. Damit haben wir verlernt, dass alles Zeit braucht, um zu wachsen, sich zu entwickeln, sich zu entfalten. Wenn wir also unser Leben, unsere Beziehungen, unsere Gesellschaft, unseren Planeten gesund erhalten wollen, dann brauchen wir wieder die Bereitschaft, uns liebevoll auf natürliche Kreisläufe einzulassen. Denn: „Liebe ist nicht in erster Linie eine Bindung an eine bestimmte Person. Sie ist eine Haltung, eine Orientierung des Charakters, welche die Beziehung eines Menschen zur Welt als Ganzes Anmerkung: und damit auch zu sich) und nicht nur zum Objekt der Liebe bestimmt.“ (Erich Fromm)